Weindegustation

Eine Weindegustation bietet die Möglichkeit, edle Tropfen zu kosten, die Geschichte hinter einem Wein zu entdecken und die Vielfalt des Schweizer Weinbaus zu erleben.

Eine Weindegustation mitten im Rebberg oder in einem Weinkeller ist eine spannende Erfahrung für Geniesserinnen und Neugierige – sei es in kleiner Runde oder an einer Veranstaltung, an der Weine aus verschiedenen Schweizer Weinregionen auf einmal probiert werden können. Wer direkt von der Winzerin oder dem Winzer erfährt, wie der Tropfen im Glas hergestellt worden ist, nimmt den Wein anders wahr und lernt ihn neu schätzen.

Weindegustation: Es geht nicht um blumige Beschreibungen

War das Produktionsjahr eher sonnig oder regnerisch? Gab es Hagel oder Trockenheit zu meistern? Wuchsen die Trauben auf einem kalkigen oder sandigen Boden? All diese Faktoren beeinflussen den Wein, seinen Geruch und Geschmack.

Bei einer Weindegustation geht es nicht darum, die eigenen Weinkenntnisse auf den Prüfstand zu stellen. Es ist auch nicht nötig, den Glasinhalt in möglichst blumigen Worten zu beschreiben. Im Fokus sollte vielmehr stehen, welche Vorlieben und welche Geruchs- und Geschmackserinnerungen der Wein bei einem hervorruft. Oder schlicht: Ob einem der Wein schmeckt oder nicht.

Bei einer Weindegustation schmecken nicht alle dasselbe

Eine Weindegustation soll keine steife Angelegenheit sein, sondern eignet sich gut für eine gesellige Runde unter Freunden. Geschmäcker sind verschieden und daher kann es sein, dass jemand Aromen entdeckt, die andere nicht feststellen.

Klar ist: Übung macht die Meisterin oder den Meister. Denn am Anfang ist es schwierig, für die vielen Gerüche die richtigen Worte zu finden.

Für Fortgeschrittene: Eine thematische Weindegustation

Eine Weindegustation kann einem bestimmten Thema zugeordnet sein – so probiert man beispielsweise verschiedene Weine aus derselben Region oder von der gleichen Traubensorte. Spannend ist es auch, unterschiedliche Jahrgänge eines Weins zu vergleichen.

© Pexels/Polina Tankilevitch

1. Die richtige Vorbereitung

Verzichten Sie vor der Degustation auf stark gewürzte oder aromatische Speisen und Getränke wie Curry oder Kaffee, da diese den Geschmackssinn beeinflussen können. Dasselbe gilt für Parfüms. Wählen Sie einen gut beleuchteten Raum ohne störende Gerüche. Beginnen Sie mit leichten Weissweinen und arbeiten Sie sich zu kräftigeren Rotweinen vor.

© Pexels/Laker

2. Das passende Glas

Ein hochwertiges, dünnwandiges Glas mit einer bauchigen Form hilft, die Aromen des Weins optimal zur Geltung zu bringen.

© Pexels/Rodrigo Ortega

3. Den Wein analysieren

Auge

Betrachten Sie die Farbe und Klarheit des Weins. Wenn Sie das Glas gegen eine helle Lichtquelle halten, können Sie die Farbnuancen besser erkennen.

  • Weisswein: Ein junger Weisswein wie ein Fendant aus dem Wallis hat eine blasse Farbe mit grünlichen Reflexen, während ein reiferer Wein wie ein alter Chardonnay zu goldenen Tönen neigt.

  • Rotwein: Ein junger Rotwein wie ein Gamay aus Genf weist violette Reflexe auf, während ein älterer Pinot Noir ziegelrote Nuancen zeigt.

  • Intensität und Klarheit: Helle, glänzende Weine wie ein Chasselas aus dem Lavaux sind oft jung und frisch. Eine trübe Farbe kann auf einen ungefilterten oder leicht prickelnden Wein hinweisen.

  • Tränen: Schwenken Sie den Wein vorsichtig im Glas. Dicke und langsame Tränen deuten auf einen Wein mit hohem Alkohol- oder Zuckergehalt hin, z. B. einen Süsswein. Dünne, schnelle Tränen deuten auf einen leichteren Wein hin.

© Swiss Wine Promotion

Nase

Halten Sie Ihre Nase über das Glas, um die Aromen zu entdecken.

Erster Eindruck: Bevor Sie das Glas schwenken, riechen Sie am Wein. Ein Chasselas bietet zarte Aromen von weissen Blumen, während ein Merlot aus dem Tessin vielleicht Noten von roten Früchten enthüllt.

Aromafamilien: Nachdem Sie den Wein geschwenkt haben, identifizieren Sie die komplexeren Aromen:

  • Fruchtig: Äpfel und Birnen für einen jungen Weisswein, Kirschen für einen Pinot Noir.

  • Blumig: Linden- oder Akazienblüten in einem Chasselas.

  • Holzig: Vanille oder Kokosnuss in einem Wein, der im Eichenfass gereift ist.

  • Würzig: Pfeffer oder Zimt, typisch für einen Syrah aus dem Wallis.

Zustand des Weins: Ein korkiger Wein hat einen Geruch nach nasser Pappe. Wenn die Aromen fade oder oxidiert sind, kann dies auf ein Problem bei der Lagerung hindeuten.

© Swiss Wine Promotion

Gaumen

Nehmen Sie einen kleinen Schluck und lassen Sie den Wein im Mund kreisen. Achten Sie auf Geschmack, Textur und Abgang.

Auftakt: Das ist der erste Eindruck: Ein trockener Weisswein wie ein Petite Arvine wird lebhaft und säuerlich sein.

Gleichgewicht:

  • Die Säure verleiht Frische (typisch für Schweizer Weissweine).

  • Tannine geben Struktur in Rotweinen wie einem Cornalin. Junge Tannine können adstringierend wirken, während die Tannine in gereiften Weinen runder sind.

  • Der Körper spiegelt das Gewicht des Weins im Mund wider: leicht bei einem Gamay, kräftiger bei einem Syrah.

Länge im Mund: Dies bezeichnet die Zeit, in der die Geschmäcker und Aromen des Weins nach dem Schlucken oder Ausspucken wahrnehmbar bleiben. Je länger der Wein anhält, desto besser wird er wahrgenommen und desto höher ist seine Qualität. Häufig wird diese Nachhaltigkeit in Sekunden gemessen. Beispiel:

  • Ein Wein mit einer kurzen Länge (3 bis 5 Sekunden) wird in der Regel einfach und leicht zu trinken sein, wie ein Durstlöscher.

  • Eine mittlere Länge (6 bis 10 Sekunden) ist typisch für ausgewogene und gut gemachte Weine, wie ein Chasselas aus dem Lavaux.

  • Eine lange Länge (über 10 Sekunden), die man bei lagerfähigen Weinen wie einem Petite Arvine oder einem Cornalin findet, spiegelt einen reichen, komplexen und einprägsamen Wein wider.

© Pexels/Lisa Fotios

4. Wasser und Brot

Zwischen den Weinen hilft Wasser, den Gaumen zu neutralisieren. Ein neutrales Brot ohne starke Gewürze ist ebenfalls ideal, um den Geschmack des vorherigen Weins auszugleichen.

© Pexels/Pavel Danilyuk

5. Notizen machen

Halten Sie Ihre Eindrücke schriftlich fest. Nutzen Sie dafür ein einfaches Punktesystem (z. B. 1 bis 5 Sterne) oder beschreiben Sie die Aromen und Ihren Gesamteindruck in wenigen Worten. So können Sie Ihre Favoriten später leichter wiederfinden.

6. Spass haben und geniessen

Eine Degustation ist keine Prüfung! Es geht darum, den Wein zu geniessen und Neues zu entdecken. Tauschen Sie sich mit anderen aus und hören Sie auf Ihre Sinne.

Schweiz. Natürlich.