Im Jahr 2025 jährt sich zum 175. Mal der Geburtstag von Hermann Müller-Thurgau (1850–1927), einem herausragenden Schweizer Botaniker, Pflanzenphysiologen, Önologen und Rebenzüchter. Er gilt als einer der einflussreichsten Schweizer Universalgelehrten. Sein Name ist untrennbar mit der Rebsorte Müller-Thurgau verbunden, die bis heute weltweit geschätzt wird.
Hermann Müller wurde am 21. Oktober 1850 in Tägerwilen im Kanton Thurgau geboren. Sein Vater war Bäckermeister und Weinbauer, was möglicherweise Müllers Interesse an der Botanik und dem Weinbau weckte.
Nach seinem Studium in Zürich und Würzburg wurde er 1876 Professor in Geisenheim (DE), wo er mit der Entwicklung einer neuen Rebsorte begann. Seine Kreuzungsversuche hatten das Ziel, die Aromatik des Rieslings mit der Frühreife anderer Sorten zu kombinieren 1890 übernahm er die Leitung der Versuchsstation für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädenswil, wo er seine Züchtung weiter optimierte.
Müllers bedeutendstes Vermächtnis ist denn auch die Züchtung der nach ihm benannten Rebsorte Müller-Thurgau – er selbst wählte den Namenszusatz „Thurgau“ als Referenz an seine Heimat.
Lange Zeit wurde angenommen, dass es sich um eine Kreuzung zwischen Riesling und Silvaner handelte. Erst moderne DNA-Analysen zeigten, dass die Sorte aus Riesling und Madeleine Royale hervorging. Dessen ungeachtet blieb die irrtümliche Bezeichnung Riesling-Silvaner in der Schweiz erhalten.
Eine besondere Anekdote in der Geschichte der Müller-Thurgau-Rebe ist die nächtliche Schmuggelfahrt über den Bodensee im April 1925. Damals war der Weinbau am deutschen Bodenseeufer in einer Krise. Der Import neuer Sorten war bürokratisch aufwendig und oft untersagt. Zwei Winzer sollen deshalb hunderte Reben dieser Sorte über den Bodensee von der Schweiz nach Deutschland geschmuggelt haben, um sie dort anzubauen. Diese riskante Aktion legte den Grundstein für den erfolgreichen Anbau der Sorte am deutschen Bodenseeufer.
Die Müller-Thurgau-Rebe zeichnet sich durch ihre Anpassungsfähigkeit und ihr fruchtiges Aroma aus. Sie wurde schnell populär und ist heute in vielen Weinregionen Europas und der Welt verbreitet. In Deutschland war sie von den 1960er- bis in die 1990er-Jahre die am häufigsten angebaute Rebsorte – und noch heute zählt sie zu den erfolgreichsten Neuzüchtungen Europas
Neben seiner Tätigkeit als Rebenzüchter leistete Müller-Thurgau Pionierarbeit in der Erforschung der Reben. Er untersuchte unter anderem die Blütenbiologie der Rebe, Stoffwechselvorgänge, Rebkrankheiten wie den Falschen Mehltau sowie die Steuerung der alkoholischen Gärung. Zudem gilt er als Wegbereiter für die Herstellung unvergorener Fruchtsäfte und damit als Pionier der modernen Fruchtsaftindustrie.
Anlässlich des 175. Geburtstags von Hermann Müller-Thurgau finden 2025 zahlreiche Veranstaltungen statt:
Weinbaumuseum am Zürichsee: Das Jahresprogramm 2025 steht ganz im Zeichen von Müller-Thurgau. Geplant sind Ausstellungen und Events, die sein Leben und Werk würdigen.
100 Jahre Müller-Thurgau am Bodensee: Die Region feiert das Jubiläum der Rebsorte mit speziellen Veranstaltungen und Angeboten für Weinliebhaberinnen und -liebhaber.
In Zusammenarbeit mit Bodensee Tourismus, Agro Marketing Thurgau und der Müller Thurgau-Stiftung wird Schaffhauserland Tourismus im April/Mai am Bodensee einen Velo- und Wanderweg eröffnen, auf dem digitale Info-Points das Leben von Hermann Müller vermitteln.
Der Verein Erlebnis Müller-Thurgau wurde eigens für das Jubiläumsjahr gegründet. Auf der Website finden Sie eine Übersicht über alle Veranstaltungen.
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